Veröffentlicht am: 15/06/2020 von Annika Burger

Der Volkswagen unter den Rindern

“VW-Kuh gesucht, heißt es oft in der Badischen Bauern Zeitung. Eine Finte? Nein! Das ist die Insidersprache von uns Schwarzwaldbauern und heißt: Ich suche ein Vorderwälder Rind, das bereits Milch gibt” , schreibt der Arbeitskreis “Auf Du und Du mit der Schwarzwaldkuh” auf schwarzwaldkuh.de.

Also kein Volkswagen, sondern ein Vorderwälder. Aber: So abwegig ist der Gedankengang gar nicht. Der erste Volkswagen, also der VW-Käfer wurde populär als “erschwingliches, sparsames und robustes Gebrauchsauto“. Diese Attribute werden auch dem Vorderwälder zugeschrieben, besonders auch aus historischer Sicht, als das Rind noch als Dreinutzungsrasse galt. Nicht nur zur Milch- und Fleischerzeugung wurde es eingesetzt, es wurde auch vor den Karren gespannt, wie Antje Feldmann von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) in einem Beitrag schreibt: “Eine wichtige Einnahmequelle der Bauern war damals die Aufzucht von Bullen, die als junge Arbeitstiere auf die Märkte in Freiburg, Emmendingen, Haslach und Offenburg verkauft wurden.” Manch ein teures Pferd mögen sie ersetzt haben, denn sie zitiert weiter: “Die Stiere sind gute Arbeiter; sie finden nicht allein in der Landwirtschaft, sondern auch zum Abfahren von Holz Verwendung. Da die Klauen auch auf den steinigen Wegen äußerst widerstandsfähig sind, ist der Beschlag nicht üblich.”
Mit der Industrialisierung und Mechanisierung wurde die Arbeitskraft des Vorderwälder Rinds allerdings weniger wichtig, so zählt es heute zur klassischen Zweinutzungsrasse.

Am Anfang waren die Kelten

Erstmals erwähnt wird das Vorderwälder Rind – wie auch das Hinterwälder Rind – 1544. Im Buch ‘Cosmographia Universalis’ wurde dort die hervorragende Fleischqualität betont, wie die GEH schreibt. Die beiden Rinderrassen, auch als Wälder Vieh bekannt, sollen vom sogenannten Keltenrind abstammen. Und warum ist das Vorderwälder Rind größer als das Hinterwälder Rind? Das hat wohl an den Umweltbedingungen gelegen. In etwas niedrigeren Lagen war auch der Schwarzwälder Winter nicht ganz so rauh und die Hänge nicht gar so steil und so hat sich das Vorderwälder zu dem etwas größeren und schwereren Rind entwickelt.
Bei den Vorderwäldern wurde übrigens öfter auch mal eingekreuzt, das heißt, es wurden andere Rinderrassen bei der Zucht mit verwendet. Das war schon recht früh so, nämlich um 1890. Mehr dazu kann man beispielsweise auf bio-aus-bw.de lesen.